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In den letzten Jahren haben Achtsamkeitspraktiken einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung von Resilienz, den Abbau von Stress und die Förderung von emotionalen und sozialen Kompetenzen in verschiedenen Lebensbereichen gezeigt. Das Khyentse Zentrum für kontemplative Traditionen untersucht seit kurzem die Ursprünge dieser Praktiken in den Traditionen des Buddhismus sowie die wechselseitigen Transferprozesse zwischen Traditionen und Kulturen. Professorin Dr. Jowita Kramer und Dr. Marco Walther vom Institut für Indologie und Zentralasienwissenschaften berichten von ihrem Vorhaben, das am Leipzig Research Centre Global Dynamics angesiedelt ist.

Frau Professorin Kramer, wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen nach Wegen suchen, um psychische Belastungen besser zu bewältigen. Wie kann die Wissenschaft diese Suche unterstützen?

Jowita Kramer: Die Wissenschaft kann die Suche nach besseren Bewältigungsstrategien unterstützen, indem sie beispielsweise Achtsamkeits- und Mitgefühlspraktiken erforscht. Am Zentrum für kontemplative Traditionen konzentrieren wir uns auf diese Praktiken und untersuchen ihre Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden und die Gesellschaft. Viele der heutigen Praktiken sind buddhistischen Ursprungs und haben einen Prozess der Säkularisierung durchlaufen. Durch die Integration von lebendigen Traditionen, alten Texten und zeitgenössischen Erkenntnissen schaffen wir ein tieferes Verständnis dafür, wie kontemplative Praktiken das emotionale und körperliche Wohlbefinden beeinflussen können.


Herr Dr. Walther, mit dem Khyentse Zentrum für kontemplative Traditionen greifen Sie diese Aspekte auf. Was macht Ihren Forschungsansatz besonders? Wo setzen Sie mit Ihrem Verbund an?

Marco Walther: Unser Forschungsansatz am Zentrum für kontemplative Traditionen hebt sich durch das Ziel hervor, Brücken zwischen der akademischen Welt und den kontemplativen Traditionen zu schlagen. Dabei verbinden wir unseren ursprünglich historisch-philologisch ausgerichteten Forschungsansatz mit subjektiven Erfahrungsberichten von Praktizierenden, um bisher unerforschte Dimensionen kontemplativer Praktiken zu erkunden. Wir fokussieren uns auf die transformativen Aspekte kontemplativer Praktiken und wollen die wechselseitigen Transferprozesse zwischen verschiedenen Kulturen und Traditionen erkunden. Unser Ziel ist es, die praktischen Aspekte dieser Traditionen zu verstehen und zu vermitteln.


Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sind große Themen in der (post)modernen, globalen Gesellschaft. Was können wir aus den kontemplativen Traditionen lernen, die Ihr Zentrum untersucht, um zu einer nachhaltigeren und sozial verantwortungsbewussteren Lebensweise zu gelangen?

Marco Walther: Die kontemplativen Traditionen, die unser Projekt erforscht, bieten wertvolle Einsichten für eine nachhaltigere und sozial verantwortungsbewusstere Lebensweise. Diese Traditionen betonen oft Achtsamkeit und Mitgefühl als grundlegende Elemente. Die Praxis der Achtsamkeit kann zu einer bewussteren Gestaltung unserer eigenen Handlungen und damit zu einem nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen führen, während Mitgefühl ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse anderer fördern und zu sozial verantwortungsbewusstem Handeln führen kann.

Ihr Projekt ist am Leipzig Research Centre Global Dynamics angesiedelt, das globalen Wandel und regionale Transformationen mit Partnern vor Ort untersucht. Wie funktioniert dieser Anspruch bei Ihnen im Projekt? Mit wem arbeiten Sie für Ihren wissenschaftlichen Dialog zusammen?

Jowita Kramer: Unser Projekt trägt den Anspruch, globalen Wandel und regionale Transformationen zu untersuchen, indem es die transformative Natur kontemplativer Traditionen erforscht und wissenschaftlichen Dialog durch Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Praktizierenden aus verschiedenen Regionen und Disziplinen fördert. Dies ermöglicht einen interdisziplinären Austausch von Ideen, Ansichten und Erkenntnissen. Aktuell etablieren wir konkrete Kooperationen, darunter eine mit dem Projekt "Achtsamkeit in der Bildung" am Zentrum für Lehrer:innenbildung der Universität Leipzig. Neben lokalen Kooperationen streben wir auch globale Partnerschaften an, um vielfältige Perspektiven zu integrieren und einen umfassenden Einblick in die weltweiten Entwicklungen zu erhalten. Ein konkretes Beispiel ist unsere Zusammenarbeit mit einer südkoreanischen Forschergruppe, welche die Grundprinzipien der Philosophie nutzt, um Ursachen verschiedener gesellschaftlicher Konflikte zu analysieren.

Abschließend: Im November starten Sie mit einem ersten Workshop zum Thema „Buddhismus in Theorie und Praxis“ – Was haben Sie vor? Und: Kann man noch teilnehmen?

Marco Walther: Am 3. November möchten wir die in unserem Projekt erforschten Themen einem breiten Publikum vorstellen und laden alle, die sich für kontemplative Traditionen interessieren, herzlich ein zum Workshop "Buddhismus in Theorie und Praxis", mit der das Khyentse Center for Contemplative Traditions offiziell eröffnet wird. Wir planen, den Dialog zu fördern, Erkenntnisse zu teilen und gemeinsam neue Perspektiven zu erforschen. Interessierte können noch teilnehmen und sich unter sonam.spitz(at)uni-leipzig.de anmelden. Wir freuen uns auf einen bereichernden und erkenntnisreichen Austausch während des Workshops. Weitere Infos unter https://recentglobe.uni-leipzig.de/forschung/forschungsprojekte/kcct