In den letzten Jahren haben Achtsamkeitspraktiken einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung von Resilienz, den Abbau von Stress und die Förderung von emotionalen und sozialen Kompetenzen in verschiedenen Lebensbereichen gezeigt. Die Ursprünge dieser Praktiken sind meist in den kontemplativen Traditionen des Buddhismus verwurzelt. In unserem Projekt sollen die wechselseitigen Transferprozesse zwischen Traditionen und Kulturen untersucht werden. Wir widmen uns dabei nicht nur Textquellen alter Traditionen, sondern auch subjektiven, transformativen Erfahrungsberichten von Praktizierenden.
Neuigkeiten
Wir freuen uns verkünden zu dürfen, dass das KCCT die Möglichkeit erhalten hat, Promotionsstipendien zu vergeben! Genauere Informationen werden wir in Kürze hier auf unserer Webseite veröffentlichen.
Wir freuen uns, dass unser Projekt für zwei weitere Jahre von der Khyentse Foundation gefördert wird und wir unsere Erforschung gelebter kontemplativer Traditionen/Praktiken und deren Heilungs- und Transformationsprozesse fortführen und vertiefen können.
Für mehr Informationen zum Workshop "Resilienz & Transformation durch kontemplative Praktiken?" am 24.01.25 siehe weiter unten.
Aktivitäten
In den letzten Jahren haben Achtsamkeitspraktiken einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung von Resilienz, den Abbau von Stress und die Förderung von emotionalen und sozialen Kompetenzen in verschiedenen Lebensbereichen gezeigt. Das Khyentse Zentrum für kontemplative Traditionen untersucht seit kurzem die Ursprünge dieser Praktiken in den Traditionen des Buddhismus sowie die wechselseitigen Transferprozesse zwischen Traditionen und Kulturen. Professorin Dr. Jowita Kramer und Dr. Marco Walther vom Institut für Indologie und Zentralasienwissenschaften berichten von ihrem Vorhaben, das am Leipzig Research Centre Global Dynamics angesiedelt ist.
Hoher Leistungs- und Konkurrenzdruck, Prüfungsangst oder soziale Isolation – es gibt zahlreiche Gründe für die psychischen Belastungen, unter denen viele Studierende und Nachwuchsforschende stehen. Entwicklungspsychologin Prof. Dr. Ute Kunzmann von der Universität Leipzig forscht dazu und hat ein Kursformat speziell für diese jungen Menschen entwickelt. Es verbindet die Vorzüge verstärkter Achtsamkeit auf den gegenwärtigen Moment mit den Wohlgefühlen, die wir in der Natur erleben. Im Interview erklärt die Expertin unter anderem, warum diese besondere Kombination Stress abbaut und wie man seine Aufmerksamkeit ganz bewusst lenken kann.
Das Projekt „Achtsamkeit in der Bildung und Hoch-/schulkultur" bietet fortlaufende Kurse und Weiterbildungen für Studierende, Lehrende und Führungskräfte an Hochschulen sowie Lehrkräfte an Schulen. Diese werden fortwährend evaluiert und weiterentwickelt. Im Zentrum steht dabei die breitflächige Verankerung von Achtsamkeitsangeboten an Hochschule und Schule, beginnend am Zentrum für Lehrer:innenbildung und Schulforschung.
No Drama Dharma - Podcast-Reihe mit Dr. Marco Walther
Tauchen Sie ein in das transformative Potenzial von Achtsamkeit und kontemplativen Praktiken mit unserer Reihe No Drama Dharma mit Marco Walther. Unsere kurzen Videos enthalten Diskussionen mit führenden Wissenschaftlern und Praktizierenden, die erkunden, wie diese Praktiken als wirksame Werkzeuge zur Bewältigung der Herausforderungen des heutigen Lebens dienen können. Von den neuesten Forschungsergebnissen bis hin zu praktischen Anwendungen soll diese Reihe evidenzbasierte Einsichten und Strategien zur Verbesserung der psychischen Widerstandsfähigkeit und des Wohlbefindens vermitteln. Die von unseren Studierenden entwickelten Clips sollen ein tieferes Verständnis dafür schaffen, wie kontemplative Praktiken das persönliche und kollektive Wachstum in der heutigen, schnelllebigen Welt unterstützen können.
Eine Brücke zwischen Forschung und lebendigen Traditionen
Einleitung
Das Khyentse Zentrum für kontemplative Traditionen widmet sich der Erforschung der reichen kontemplativen Traditionen Indiens, Tibets, Chinas, Japans und anderer Länder und versucht insbesondere die dynamischen Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis in ein neues Licht zu stellen. Die Erforschung dieser Traditionen beschränkt sich nicht auf textliche Quellen, sondern betrifft auch Dimensionen subjektiver Erfahrung. Wir bemühen uns deshalb, auch die praktischen Aspekte kontemplativer Traditionen zu erforschen und zu verstehen.
Achtsamskeitspraktiken („Mindfulness“) haben in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Einfluss auf die Entwicklung von Resilienz, die Stressreduktion sowie die Ausbildung emotionaler und sozialer Kompetenzen in verschiedenen Lebensbereichen ausgeübt. Diese Bewegung wurde maßgeblich von einer sich wandelnden Psychologie und einer neu ausgerichteten Unternehmenskultur vorangetrieben. Es sind beachtenswerte Entwicklungen zu beobachten, wie die Integration von Mitgefühl in Unternehmenskulturen.
Bei genauerer Betrachtung der Inhalte stößt man schnell auf ihren buddhistischen Ursprung. In diesem Zusammenhang haben Prozesse der Säkularisierung von Achtsamkeit deren Integration in Gesundheitssysteme erleichtert. Es scheint jedoch, dass dieser Prozess der Extraktion von Ideen und Techniken aus ihren spirituellen Wurzeln sich bisher größtenteils nur auf einige wenige Praktiken aus des Theravada-, Zen- und des tibetischen Buddhismus beschränkt hat. Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob bereits alle potenziell transformativen Ideen und Techniken ans Licht gebracht wurden, oder ob es noch unerschlossene Quellen gibt, die darauf warten, diese nun weithin akzeptierten säkularen Ansätze zu bereichern und den Wissenschaftlern eine umfänglicheres Verständnis kontemplativer Traditionen zu ermöglichen.
Dieses Projekt begibt sich auf eine spannende Reise durch die textuellen Quellen und die subjektive Erfahrung von Praktizierenden, um Antworten auf diese Frage zu finden. Dabei liegt der Fokus darauf, bisher unerforschte Gebiete kontemplativer Praktiken zu erkunden und neue Blicke auf die jahrhundertealte Suche nach persönlicher Transformation zu werfen.
Unsere Ziele
Brücken bauen: Wir wollen Verbindungen herstellen und die Zusammenarbeit zwischen der akademischen Welt und kontemplativen Traditionen sowie deren heutigen Ausprägungen fördern.
Gelebte Traditionen erforschen: Unsere Plattform bietet Forschern die Möglichkeit zu erkunden, wie sich gelebte Traditionen auf alte und zeitgenössische Textüberlieferungen stützen.
Verstehen von transformativen Aspekten: Wir untersuchen die Ergebnisse kontemplativer Traditionen und konzentrieren uns dabei auf die transformativen Aspekte, die zum menschlichen Wachstum beitragen, wie Achtsamkeit und Mitgefühl.
Enthüllung von Heilungsprozessen: Durch die Brille der buddhistischen Psychologie beleuchten wir die Heilungsprozesse, die sich aus kontemplativen Praktiken ergeben.
Forschungsschwerpunkte
Achtsamkeit: Wir erforschen die Praxis der Achtsamkeit und ihre Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden und ihren Einfluss auf die Gesellschaft.
Mitgefühl: Verständnis der Kultivierung von Mitgefühl und seiner Rolle bei der Förderung von Empathie, Freundlichkeit und sozialem Engagement.
Textliche und mündliche Überlieferungen: Erforschung des Zusammenspiels zwischen alten Schriften und lebendigen mündlichen Überlieferungen, Aufdeckung der Nuancen von Überlieferungsprozessen.
Kontemplative Praktiken: Erforschung verschiedener kontemplativer Praktiken und ihrer Auswirkungen auf das geistige, emotionale und körperliche Wohlbefinden.
Heilung und Wohlbefinden: Untersuchung des therapeutischen Potenzials kontemplativer Praktiken.
Kollaborative Initiativen
Akademischer Austausch: Das Zentrum möchte als lebendige Plattform dienen, die Wissenschaftler, Studenten und die breitere Öffentlichkeit in die Erforschung der reichen kontemplativen Traditionen Indiens, Tibets, Chinas und darüber hinaus einbezieht.
Konferenzen und Workshops: Organisation von akademischen Konferenzen und Workshops zur Förderung des Dialogs und des Wissensaustauschs zwischen den Disziplinen.
Veröffentlichungen: Veröffentlichung von Forschungsarbeiten, Büchern und Zeitschriften zur Verbreitung von Ergebnissen und zur Förderung der weiteren Erforschung kontemplativer Traditionen.
Mitmachen!
Wir laden Wissenschaftler, Studierende, Praktizierende und alle, die sich für kontemplative Traditionen interessieren, ein, bei uns mitzumachen. Gemeinsam können wir unser Verständnis für diese Traditionen vertiefen, ihr transformatives Potenzial erforschen und zu nachhaltigem Wohlbefinden des Einzelnen und der Gesellschaft beitragen. Besuchen Sie unsere Website, folgen Sie uns in den sozialen Medien und werden Sie ein Teil des Khyentse Center for Contemplative Traditions.
Workshop Announcement | Workshop-Ankündigung
24. Januar 2025, 10:00-18:00 | Strohsackpassage
Wir freuen uns, Sie zu unserem nächsten Workshop zum Thema "Resilienz und Transformation durch kontemplative Praktiken?" einzuladen, in dem wir die Darstellung psychologischer Prozesse in alten buddhistischen Texten und ihre zeitgenössische Anwendung in der Psychotherapie zur Stärkung der Resilienz erkunden werden.
In der heutigen schnelllebigen Welt ist die Fähigkeit, sich anzupassen und mit widrigen Umständen umzugehen, wichtiger denn je. Ziel dieses einzigartigen Workshops ist es, die Konzeptualisierung von Resilienz in der buddhistischen Tradition und ihre Bedeutung für die moderne psychotherapeutische Praxis zu untersuchen. Ein Schwerpunkt des Workshops liegt auf der Erforschung der Achtsamkeit, einer zentralen Praxis im Buddhismus, und ihrer Rolle bei der Auseinandersetzung mit inneren Prozessen und Gefühlen. Konzepte wie Mitgefühl und Präsenz, die für die innere Transformation entscheidend sind, werden ebenfalls eingehend diskutiert. Durch die Einbeziehung der alten buddhistischen Texte und Lehren werden die Teilnehmer Einblicke in die buddhistischen Perspektiven auf Emotionen und mentale Prozesse gewinnen und erfahren, wie diese Konzepte effektiv in zeitgenössische therapeutische Settings integriert werden können.
Unsere Referenten sind angesehene Wissenschaftler:innen und Therapeut:innen mit umfangreicher Erfahrung in buddhistischen und anderen kontemplativen Traditionen sowie in der zeitgenössischen Psychotherapie. Sie bieten eine umfassende Perspektive, die historische Texte und moderne Praxis verbindet.
Eindrücke vom Eröffnungs-Workshop "Buddhismus in Theorie und Praxis"
03.11.2023, 10:00 – 18:30 | Strohsackpassage, 3. Etage (Raum 3.25)
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... in Worten
Am Freitag, dem 3. November 2023, wurde nach langer Vorbereitung das Khyentse Zentrum für kontemplative Traditionen des ReCentGlobe der Universität Leipzig mit einem Workshop zur Schnittstelle von Wissenschaft und angewandter Kontemplation eröffnet. Es gab mehr Teilnehmende als Sitzplätze: so sollte es sein!
Juliane Eichberg (Garmisch-Partenkirchen), selbst Malerin von Rollbildern, gab uns mit ihrer Präsentation “Thangkas - Landkarten zur Meditation: Aus der Praxis einer (westlichen) Thangka-Malerin” Einblicke in ihre Ausbildung unter Meistern traditioneller Malerei, ihren Lebensweg und wie sie das Malen als kontemplative Praxis übt. Zur Veranschaulichung der einzelnen Arbeitsschritte hatte sie ein von ihr angefertigtes Rollbild des Vajrasattva ausgestellt und zeigte anhand der grundlegenden Maßverhältnisse, wie diese Bilder auf einer geometrisch streng vorgegebenen Linienzeichnung proportioniert werden, um eine Standardisierung zu erreichen. Die anschließende Diskussion drehte sich um Themen wie künstlerische Freiheit und individueller Ausdruck im Einklang mit und im Gegensatz zu einem traditionellen Verständnis der Malerei als Kunsthandwerk.
Die Auseinandersetzung mit den Rollenbildern wandte sich dann einer kunsthistorischen Perspektive zu: So stellte Dr. Christian Luczanits (SOAS, University of London) mit „Der tibetische Lehrer als Buddha“ anhand von Darstellungen von Phagmodrupa und Taklung Tashi Pel die bildliche Entwicklung der im tibetischen Buddhismus fest verankerten Gleichstellung des eigenen Lamas mit dem Buddha dar. Dabei wurde deutlich, wie die Verbildlichung von Ideen des tantrischen Buddhismus einen Transfer von Indien nach Tibet vollzogen hat, ganz ähnlich dem Transfer aus der tibetischen Tradition in einen westlichen Kontext wie wir ihn in der Präsentation von Juliane Eichberg zuvor sahen.
Dr. Jin Kyoung Choi (Bayerische Akademie der Wissenschaften, LMU München), Buddhologin und Inhaberin eines Teeladens, präsentierte „Die Kunst, eine Tasse der Achtsamkeit zu brauen: Die Geschichte der Gonfu-Teezeremonie in Ostasien und darüber hinaus“ und zeigte eine säkulare Teezeremonie. Sie gab tiefe Einblicke in die Geschichte des Anbaus und der Verarbeitung der Teepflanze sowie in die Entwicklung des Teetrinkens, das schon früh von buddhistischen Mönchen zur Unterstützung ihrer Meditation genutzt wurde.
Lama Drupon Kunsang (Drikung Kagyu Dorje Ling, Kreuzlingen, Schweiz) gab zum Thema „Tsa Lung – Tibetisches Yoga“ eine ausführliche Einführung in die Hintergründe der Tsalung-Praxis, die sich in anspruchsvolle yogische Übungen (Trülkor) und Körperübungen (Lüdjong) gliedert. Anschließend zeigte uns seine Schülerin Sahra Schwendimann eine Reihe von Atemübungen und Bewegungsabläufen, die auf den tibetischen Meister Gampopa aus dem 13. Jh. zurückgehen.
Den Abschluss bildete der Vortrag von Dr. Jan-Ulrich Sobisch (Center for Religious Studies, Ruhr-Universität Bochum) „Körper und Geist im tibetischen Yoga“, der sich mit der Erlangung des Erwachens durch Übung des Geistes und/oder des Körpers befasste. Die Ausführungen zum „Vajra-Körper“ konnten direkt mit den zuvor gezeigten Körperübungen in Verbindung gebracht werden.
Die lebhafte Diskussion unter den Vertreter:innen der Buddhismusstudien, Studierenden verschiedener Fächer und außeruniversitären Interessierten ermöglichte einen inspirierenden Austausch in einer ungezwungenen Umgebung. Dieser erste Workshop war eine fruchtbare Basis und verspricht weitere spannende Veranstaltungen, die die Verbindung zwischen kontemplativer Praxis, Textstudium, Kunst und Geschichte vertiefen werden.
- Jeder einzelne Beitrag war inhaltlich reich, sehr interessant und hat mir nochmals die Tiefe der buddhistischen Philosophie, Kultur und Lebensart gezeigt. Besonders gut fand ich die Anschauung der Tsa Lung-Übungen sowie die Fülle und Vielfalt der Überlieferungen. Die Vorträge im kunstgeschichtlichen und kulturgeschichtlichen Kontext waren sehr spannend. Es war eine Freude, so viele Spezialisten hören zu können, und ich würde mich freuen, wenn es Veranstaltungen dieser Art wieder geben würde.
—Thora P.
- Der Workshop „Buddhismus in Theorie und Praxis“ des neu eröffneten Khyentse Center for Contemplative Traditions bot interessante Einblicke in die wissenschaftliche Untersuchung buddhistischer Inhalte sowie in die Erfahrungswelt praktizierender Buddhist*innen. Besonders unterstützenswert finde ich dabei die Offenheit und Kommunikationsbereitschaft zwischen Wissenschaft und Praxis, die ein, aus meiner Sicht, notwendiges gegenseitiges Verständnis fördert und für beide Seiten eine Bereicherung ist. Ich freue mich daher auf weitere Projekte und Veranstaltungen des Khyentse Centers, die einen Beitrag zu diesem Austausch leisten können.
—Michelle K.
- Thangkas, Yoga, Tee – Die spannenden Vorträge samt anschaulicher Demonstration haben uns einen tieferen Einblick in die verschiedenen Ausprägungen des Buddhismus und dessen kulturelle Vielfalt verschafft. Es war für mich wirklich eine wertvolle Erfahrung, wobei ich die Möglichkeit sehe, die Buddhismuskunde in der Praxis wissenschaftlich zu erforschen sowie die Praxis mit der Theorie in Verbindung zu setzen.
—Zhoulin L.
„Thangkas - Landkarten zur Meditation: Aus der Praxis einer (westlichen) Thangka-Malerin“
Juliane Eichberg
Das Thangka-Malen fällt unter den buddhistischen Wissenszweig „Kunst und Kunsthandwerk“ und gehört mit Philosophie, Logik, Sanskritgrammatik, Medizin und Astrologie zum Wissenskorpus der Tibetischen Kultur.
Zur Referentin: Ursprünglich von Beruf Kartografin malt Juliane Eichberg seit 1992 Thangkas, sogenannte Landkarten zur Meditation. Reisen nach Tibet, ein halbjährlicher Aufenthalt in Kathmandu, fortlaufendes Studium des Buddhismus, bedeutsame Kontakte mit tibetischen Meistern und vieles mehr bestärken ihre Ambitionen bis heute. Sie hält Workshops, gibt im Einzel- oder Gruppenunterricht Grundkenntnisse und Techniken in traditioneller Weise weiter.
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Der Tibetische Lehrer als Buddha
Dr. Christian Luczanits
Ein häufig auf tibetischen Rollbildern (thangka) dargestelltes Motiv ist der tibetische Lehrer. Diese Portraits reflektieren nicht nur die Prominenz des Lehrers im tantrischen Buddhism allgemein, ohne ihn kann diese Form des Buddhismus nicht praktiziert werden, sondern nehmen in Tibet auch eine sehr spezifische Form an, die sich am Buddhabild orientiert. Frühe tibetische Portraits belegen also eine neue Konzeption des tantrisch-buddhistischen Lehrers in Tibet, die für den tibetischen Buddhismus charakteristisch bleiben sollte.
Zum Referenten: Dr. Christian Luczanits ist Dozent für tibetische und buddhistische Kunst an der Abteilung für Kunstgeschichte und Archäologie der SOAS in London.
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Die Kunst, eine Tasse der Achtsamkeit zu brauen: Die Geschichte der Gonfu-Teezeremonie in Ostasien und darüber hinaus
Dr. Jinkyoung Choi
Die historische Entwicklung der Teekultur, wie sie in Ostasien praktiziert wird, ist immer noch exotisch und für die Mehrheit der Weltbevölkerung ein relativ unbekanntes Kulturgut. In diesem Vortrag werden die Geschichte und die Entwicklung einer der beliebtesten Teekulturen, der "Gongfu-Teezeremonie", in ganz Ostasien vorgestellt, erläutert und im Zusammenhang mit verschiedenen religiösen und sozio-politischen Faktoren wie dem Buddhismus, dem Kolonialismus und dem Kommunismus dargestellt.
Zur Referentin: Dr. Jinkyoung Choi ist Expertin in den buddhistischen Traditionen Indiens, Tibets und Chinas. Ihre Leidenschaft gilt aber auch dem Kulturgetränk Tee! Seit 2019 ist sie Inhaberin des Laifufu Teesalons in München, wo sie sich aktiv in der Teeerziehung und Teezeremonie für die Öffentlichkeit engagiert. Diese Tätigkeit hat ihre akademischen Interessen erweitert und sie dazu gebracht, die Schnittmenge von Teekultur und Buddhismus in ganz Asien zu erforschen.
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Tsa Lung – Tibetisches Yoga
Lama Drupon Kunsang
Chakren, Meridiane, und Atemübungen – all dies und noch mehr fasst der tibetische Begriff Tsa Lung zusammen. Yogapraxis beinhaltet Techniken, die auf einem subtilen Verständnis des Körpers, des Atems und des Geistes beruhen. In diesem Vortrag erhalten wir Einsichten in diese tiefgründige Welt der inneren Prinzipien aus der Tradition des Tibetischen Buddhismus.
Zum Referenten: Lama Drupon Kunsang, ist ein anerkannter Meditationsmeister und Leiter eines buddhistischen Zentrums am Bodensee in der Schweiz.
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Körper und Geist im Tibetischen Yoga
Dr. Jan-Ulrich Sobisch
Man kann in den tantrischen Texten des Buddhismus sowohl eine Fokussierung auf den Körper als auch auf den Geist als Buddha finden. Dementsprechend haben sich verschieden tantrische Methoden herausgebildet, die entweder mehr mit dem Körper oder mehr mit dem Geist arbeiten. In dem Vortrag geht es um die Frage wir sich die hauptsächlich auf den Geist gerichtete Mahamudra-Lehre und die hauptsächlich auf den Körper gerichteten Yoga-Praktiken zueinander verhalten.
Zum Referenten: Dr. Jan-Ulrich Sobisch hat in Hamburg Tibetologie, Alt-Indologie und Philosophie studiert und in den letzen 30 Jahren in Hamburg, Kopenhagen, München und Bochum geforscht und gelehrt. Sein Hauptinteresse ist die Erforschung verschiedener tantrischer Traditionen im Tibet des 11.-14. Jahhunderts.