Die interdisziplinäre und transregionale Ausrichtung des ReCentGlobe ermöglicht eine facettenreiche Erforschung von Globalisierungsprojekten. Dies erfolgt in Forschungsverbünden und in enger Kooperation mit in- und ausländischen Partnereinrichtungen.

Ausrichtung der Forschungsaktivitäten

ReCentGlobe richtet seine Forschung interdisziplinär und transregional aus. Dies folgt der Einsicht, dass Globalisierung als Gegenstand zu groß ist, um von einem Fach allein umfassend verstanden werden zu können. Die heute besonders wirksamen globalen Dynamiken ergeben sich aus spezifischen Spannungsverhältnissen:

  • zwischen der wachsenden Integration der Welt durch Digitalisierung und wachsende Flüsse von Waren, Menschen, Kapital und kulturellen Mustern und der begrenzten Bereitschaft, Verhalten und Einstellungen an das Zusammenrücken verschiedener Globalisierungsprojekte anzupassen,
  • zwischen der Fragmentierung etablierter gesellschaftlicher Formen und dem Neuentstehen von sozialen Integrationsformen als Folge globaler Prozesse,
  • zwischen dem Universalanspruch partikularer Welterfahrungen und Vorstellungswelten und der Notwendigkeit, sich in einer zusammenwachsenden Welt kulturübergreifend gemeinsam zu orientieren, um globale Herausforderungen meistern zu können.

ReCentGlobe setzt eine lange Leipziger Tradition des Zusammenwirkens von Geschichtswissenschaft, Humangeographie, Religions- und Regionalwissenschaften fort und erweitert sie um Beiträge aus den Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. ReCentGlobe versteht Regionen als historisch kontingente Konstrukte und verfolgt deshalb einen transregionalen Ansatz, der die Konstruktion relevanter Handlungsräume unter Globalisierungsbedingungen selbst zum Gegenstand macht und die daraus resultierende Neuverräumlichung der Welt in den Mittelpunkt eines globalgeschichtlichen Narrativs rückt.

Weder wird die Welt durch Globalisierung automatisch homogener noch folgen globale Prozesse überall dem gleichen Muster. Es gilt deshalb, Globalisierungen im Plural zu denken und als Ergebnis des Handelns konkreter Akteure. Deren Projekte sind von unterschiedlicher Reichweite und in unterschiedlicher Weise miteinander durch Kooperation oder Konkurrenz verflochten. Sie bilden Allianzen, um Antworten auf globale Dynamiken zu finden oder neue Herausforderungen tendenziell globalen Ausmaßes anzunehmen.

Globalisierungsprojekte erfassen faktisch alle gesellschaftlichen Dimensionen, von der Wirtschaft bis zu Kultur, von der Politik bis zur Religion, von sozialen Bewegungen bis zum Umgang mit der Umwelt. Charakteristisch für die Arbeit von ReCentGlobe ist die erkenntnisfördernde Anordnung von Fallstudien zu verschiedenen solchen Dimensionen in möglichst vielen verschiedenen Weltregionen unter einer gemeinsamen Fragestellung. Geleitet werden diese verschiedenen Forschungsverbünde von der übergreifenden Frage, wie sich unter Globalisierungsbedingungen die Dialektik von Entgrenzung und Neuverräumlichung in immer neuen Konstellationen äußert.

Wer Globalisierungen im Plural denkt, steht vor der Herausforderung, die Grenzen der eigenen Fähigkeit zur Dezentrierung von historisch überlieferten Vorannahmen und erfahrungsgeleiteten Weltvorstellungen zu reflektieren. Die Forschungen von ReCentGlobe bedürfen deshalb der engen Kooperation und fruchtbaren Auseinandersetzung mit Perspektiven aus anderen intellektuellen Kontexten und weltregionalen Erfahrungshorizonten. Projekte werden deshalb nach Möglichkeit in Zusammenarbeit mit in- und ausländischen Partnern betrieben.

Digitalisierung prägt die Welt mehr und mehr, entsprechend wächst der Umfang des digitalen Materials für ihre Erforschung. Damit wird Digitalisierung selbst auf vielfältige Weise zum Gegenstand der Globalisierungsforschung, und gleichzeitig bietet sie die Chance zur Nutzung und Weiterentwicklung von Tools, um dem Anschwellen der Flut von Daten begegnen zu können und einen Rückfall in einen kruden Datenpositivismus zu vermeiden.

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