Die RA 1 untersucht, wie sich Verflechtung und Entkopplung von Akteuren, Institutionen und räumlichen Phänomenen unter Globalisierungsbedingungen wandel(te)n, wie diese Prozesse Raumformate hervorbringen und zu Raumordnungen integrieren und damit die neuere Globalgeschichte als andauernde Dialektik von De- und Reterritorialisierungen verstanden werden kann.
Die Fallstudien der Research Area erfassen sowohl kurzfristige Erschütterungen geopolitischer Ordnungen als auch langfristige Stabilisierungen grundlegender Machtasymmetrien seit dem 18. Jahrhundert und spiegeln Veränderungsprozesse in und zwischen den Weltregionen wider.
Zugleich beobachtet die RA 1 die Krise des internationalen Prinzips des Multilateralismus in der zweiten Hälfte des 20. Jh., das durch unilaterale Großmachtstrategien und politische Populismen systematisch unterminiert wird. Die Bildung transregionaler Allianzen zwischen Staaten, Regionen, Netzwerken, Unternehmen oder Gemeinden wird dabei als politischer Transregionalismus konzeptualisiert.
Ein besonderes Augenmerk gilt übergreifend der Untersuchung von Raumsemantiken, die kollektive Wahrnehmungen initiieren, steuern und kanalisieren und somit intersubjektiv verhandelbar machen. Sie werden regionen- und damit auch sprach- und kulturübergreifend mit Tools der Digital Humanities vergleichend untersucht und geben Hinweise auf die jeweils historisch spezifische spatial literacy, d.h. die Fähigkeit, widersprüchliche Phänomene wie Entgrenzungen, Einhegungen und Vernetzungen angemessen zu verstehen und darauf praktische Antworten zu finden.
Forschungsverbünde und -projekte der Research Area 1
Im Sonderforschungsbereich (SFB) 1199 untersuchen Forscher:innen der Sozial- und Geisteswissenschaften in 16 Teilprojekten, wie sich Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen wandeln und wie Akteur:innen unter diesen Bedingungen neue Raumformate hervorbringen und bestehende modifizieren sowie zu Raumordnungen integrieren. Der SFB wird seit 2016 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und befindet sich aktuell in seiner zweiten Förderphase.
Globalisierungsprozesse betreffen die verschiedensten Lebensbereiche. Im östlichen Europa bilden die Perspektiven „von innen“ und „von außen“ ein Spannungsfeld, dem sich der Leibniz-WissenschaftsCampus „Eastern Europe - Global Area (EEGA)“ widmet. In Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen des östlichen Europa werden Prozesse wie Migration und Mobilität, wirtschaftliche Verflechtungen, politische Integration, aber auch kulturelle und intellektuelle Perspektiven und Identitäten beleuchtet.
Leitung: Prof. Dr. Sebastian Lentz, Prof. Dr. Matthias Middell
Laufzeit: 01/2021–09/2024
Mittelgeber: Leibniz-Gemeinschaft
Fördervolumen gesamt: 173.600 EUR
Seit April 2022 untersucht ein vierjähriges Forschungsprojekt unter Leitung von Prof. Dr. Ulf Engel afrikanische nichtmilitärische Konfliktinterventionspraktiken (African non-military intervention practices - ANCIP). Projektpartner sind Dr. Antonia Witt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) und Prof. Dr. Christof Hartmann, Direktor des Instituts für Entwicklung und Frieden (INEF) an der Universität Duisburg-Essen.Das Kompetenznetzwerk verbindet empirische Grundlagenforschung mit Theoriebildung und strategischer Politikberatung. Es zielt darauf ab, das Fachwissen über nicht-militärische Akteure zu stärken, die für die Friedens- und Sicherheitspolitik auf dem afrikanischen Kontinent relevant sind. ANCIP wird finanziert vom BMBF.
Leitung: Prof. Dr. Ulf Engel
Laufzeit: 04/2022–03/2026
Mittelgeber: BMBF
PRIME | Narratives of conflict and reconciliation in Ethiopian-Eritrean relations (PRIME)
Ziel des Projekts ist es, die diskursiven Praktiken zu analysieren, mit denen die äthiopische und die eritreische Regierung ihren Beziehungen und der festgefahrenen politischen Situation nach dem Krieg einen neuen Sinn verliehen haben. Das Forschungsprojekt will zeigen, wie eine Analyse der Politik der Repräsentation zu einem besseren Verständnis der internationalen politischen Entwicklungen am Horn von Afrika beitragen kann.
Leitung: Prof. Dr. Ulf Engel
Laufzeit: 07/2019–01/2022
Mittelgeber: DAAD
Fördervolumen gesamt: 130.700 EUR