Datum/Uhrzeit: bis
Art: Tagung/Symposium, Präsenz
Ort: Leipzig

Seit die Ukraine sich denn russischen Überfall widersetzte und die israelische Armee nach dem Überfall der Hamas in den Gazastreifen einmarschierte, hat sich ein Stimmungsumschwung in Europa vollzogen. Seine Parole: Krieg ist nicht immer das Falsche. Zur Verteidigung ist er gelegentlich unausweichlich und muss dann beherzt geführt werden, selbst im Schatten der Atomgefahr. Wer das tiefsitzende Aggressionsbedürfnis im menschlichen Triebleben unterschätzt, begünstigt blauäugige Politik, die wiederum den Aggressoren hilft. Hatte nicht der erste Weltkrieg der Psychoanalyse die Augen für die Existenz des Todestriebs geöffnet? - Man kann allerdings auch umgekehrt fragen: Ist der Glaube an den Todestrieb nicht ein hartnäckiges Stück psychoanalytischer Kriegsideologie? Sind es nicht ökonomischer Wachstumszwang, asymmetrische Produktion von Reichtum und Armut, Institutionalisierung von Ausbeutung, sexueller und ethnischer Unterdrückung, die ständige Aggression schüren, während die Friedenspotenziale, die in aufgeklärten, kritischen Diskursen und sozialen Bewegungen längst weltweit umgehen, ungenutzt bleiben? Für die kritische Theorie war der Todestrieb nur eine Chiffre für "repressive Entsublimierung", während weite Kreise der Psychoanalyse ihn nach wie vor für bare Münze nehmen. Die Debatte hierüber geht angesichts der aktuellen Kriegsschauplätze in eine neue Runde. Die Tagung soll ihr ein Forum bieten.

Die nächste Leipziger Biennale "Kritische Theorie – Psychoanalytische Praxis" findet vom 28. – 30. Juni 2024 statt, u.a. mit Vorträgen von Roman Dubasevych, Robi Friedman, Alf Gerlach, Bernd Nitzschke, Katharina Rothe, Heinz Weiß, u.a..