Vorlesung/Vortrag am

Veranstaltungsort: Tagungslounge, Katharinenstraße 6, Leipzig

Die zweite GlobeLecture des Sommersemesters bestreitet der Erfurter Historiker Martin Mulsow. Er beschreibt die Frühe Neuzeit als eine Zeit der Überreichweiten, als eine Epoche, in der Quellen und Nachrichten aus nah und fern sich überlagerten, ohne dass man mit dieser Verdoppelung zurechtkam oder sie manchmal auch nur bemerkte. Dazu hat er jüngst die umfangreiche Studie "Überreichweiten. Perspektiven einer globalen Ideengeschichte" veröffentlicht, die er in seiner GlobeLecture vorstellen wird.

Ein Hamburger Arzt macht sich auf die Suche nach türkischen Kampfdrogen; drei Ostindienfahrer mixen in einer Apotheke auf Java ein »unerhörtes« Elixier; der Philosoph Leibniz sucht nach frühesten chinesischen Schriftzeichen; Spanier im peruanischen Potosí müssen sehen, wie in den Minen der Teufel angebetet wird; ein jesuitischer Missionar stößt in Isfahan auf einen östlichen Hermetismus; ein heterodoxer Abenteurer übergibt dem marokkanischen Botschafter ein geheimes Manuskript und ein Vaterunser-Sammler verzweifelt an den Vokabeln der afrikanischen Khoikhoi.

Was zeichnet diese vormodernen Pioniere der Globalisierung des 17. und 18. Jahrhunderts aus? Wie gelingt oder misslingt ihnen die Bezugnahme auf die fremden und fernen Gegenstände, mit denen sie sich beschäftigen? Wie sind die Ideen, die bei ihnen anlanden, durch Raum und Zeit gereist?

Diese Fragen diskutiert Prof. Dr. Martin Mulsow in seiner GlobeLecture. Herr Mulsow studierte Philosophie, Germanistik und Geschichte in Tübingen, Berlin und München. Er ist Professor für Wissenskulturen der Neuzeit an der Universität Erfurt und Direktor des Forschungszentrums Gotha. Zuvor war er Professor für Geschichte an der Rutgers University, Mitglied des Institute for Advanced Study in Princeton und Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Für seine Arbeit wurde er mit dem Anna-Krüger-Preis und dem Thüringer Forschungspreis ausgezeichnet. Mulsow ist Mitglied der Sächsischen und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Es moderiert Prof. Dr. Julia Schmidt-Funke, Professorin für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Leipzig.

Im Anschluss an die Veranstaltung findet ein Empfang statt. Der Eintritt ist frei. Um Voranmeldung wird gebeten.

Organisiert vom Leipzig Research Centre Global Dynamics in Kooperation mit dem SFB 1199 "Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen", dem Leibniz Wissenschaftscampus "Eastern Europe – Global Area" und dem Historischen Seminar der Universität Leipzig.