„Wir haben bereits ausgezeichnete Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit einer der größten kolumbianischen Universitäten gemacht“, erklärte Rektorin Beate Schücking. „Gerade der Friedensprozess, der 2016 eingeleitet wurde, bietet für Forscher:innen sowie Studierende beider Länder vielfältige Möglichkeiten des Wissenstransfers.“ Kolumbien belegt laut Angaben des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) mit gut 3.500 eingeschriebenen lateinamerikanischen Studierenden an deutschen Universitäten Platz 2 hinter Brasilien.
Für die Kooperation haben die beiden Universitäten zwei Forschungsschwerpunkte an erste Stelle gesetzt. Über die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wurde bereits ein aktuelles Forschungsprojekt finanziert. Unter dem Titel „Die Dynamik zwischen Gesundheit und Sicherheit während der Covid-19-Pandemie in Konfliktgebieten in Kolumbien“ gehen die Forscher:innen der Frage nach, welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie auf die Bevölkerung in den fragilen, konfliktreichen Gebieten im Süden Kolumbiens hat. Dabei untersuchen sie insbesondere den ländlichen Raum, der durch das Fehlen einer grundlegenden Gesundheitsinfrastruktur und eine weitverbreitete Unsicherheit durch die Präsenz bewaffneter Gruppen und mangelnde staatliche Unterstützung gekennzeichnet ist. Erste Feldstudien konnten bereits von Wissenschaftler:innen der beiden Universitäten in Zusammenarbeit mit der Pontificia Universidad Javeriana durchgeführt werden. „Es zeigen sich sehr interessante Dynamiken, denn viele Gemeinden haben nicht auf staatliche Maßnahmen vertraut, sondern haben sich selbst geschützt. Dank der Kooperation wurde Feldforschung unter solch schwierigen Umständen überhaupt möglich.“, erklärt Prof. Dr. Solveig Richter, Heisenberg Professorin für Internationale Beziehungen und Transnationale Politik an der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie der Universität Leipzig. Sie hat maßgeblich an dem Zustandekommen der Kooperation zwischen Bogotá und Leipzig mitgewirkt und betreut mehrere Forschungsprojekte.
Das zweite Forschungsthema ist die Förderung des Friedensprozesses in dem lateinamerikanischen Land. Hier wird das Leipzig Research Centre Global Dynamics (ReCentGlobe) als zentrale Einrichtung der Universität Leipzig federführend mit dem Deutsch-Kolumbianischen Friedensinstitut – CAPAZ die wissenschaftliche Arbeit leiten. „Der Friedensprozess ist durch die Politik der aktuellen Regierung ins Stocken geraten“, betont Professorin Richter. „In einem optimistischen Szenario könne man nach den Wahlen in diesem Jahr von den gesellschaftlichen und politischen Akteuren eine Deeskalation und eine Neuaufnahme des friedlichen Dialogs erwarten. Durch die enge Zusammenarbeit und die finanzielle Förderung aus Deutschland werden wir mit unseren Partner:innen die Auswirkungen der Wahlen genau analysieren und Schlussfolgerungen für den weiteren Friedensprozess erarbeiten.“
Das Kooperationsabkommen bietet beiden Universitäten darüber hinaus große Potenziale, die Forschungskooperation auch auf andere Schwerpunkte auszuweiten. So ist etwa der Themenbereich der Biodiversität für beide Partner von hoher Relevanz, denn nach Brasilien verfügt Kolumbien über die zweitgrößte Biodiversität weltweit. Zehn Prozent aller bekannten Tier- und Pflanzenarten wurden in Kolumbien katalogisiert. Gerade in Kolumbien zeigt sich dabei, wie stark bio-ökologische und politisch-gesellschaftliche Dynamiken miteinander verwoben sind. „Im Kontext eines bewaffneten Konfliktes müssen diese Faktoren interdisziplinär gedacht und analysiert werden. Dadurch ergibt sich ein breites Forschungsfeld für die Wissenschaftler:innen der beiden Universitäten“, schätzt Solveig Richter ein.
Weitere Informationen: Nuestra U Periódico Nova Et Vetera - Universidad del Rosario