Es wird wohl niemand leugnen, dass sich das Jahr 2020 in das kollektive Gedächtnis weltweit eingeschrieben hat. Verheerende Buschbrände in Australien, eine global wirksame Pandemie, der Wechsel in der amerikanischen Präsidentschaft – um nur diese drei Stichworte zu nennen – haben sich mit zahlreichen weiteren Ereignissen, Strukturbrüchen und Wahrnehmungen in der Erinnerung übereinander gelagert.
Gleichzeitig sind wir aus Erfahrung misstrauisch gegenüber einer vorschnellen Charakterisierung als historische Zäsur. Diese Erfahrung lehrt uns, dass selbst dann, wenn eine solche Annahme weitverbreitet ist, der spätere Rückblick vieles relativiert und mehr Kontinuität sehen lässt als es den unmittelbaren Zeitzeugen aufgefallen wäre.
Von einer Zäsur zu sprechen, heißt aber vor allem, den qualitativen Unterschied zwischen Vorher und Nachher in Begriffe fassen zu können. Hier weist die historische Forschung darauf hin, dass ein solcherart gepolstertes Zäsurbewusstsein einen Beitrag zur Erfindung von Ancien Régime und neuer Ordnung leistet, indem neue Kategorien für die Erfassung der gesellschaftlichen Interaktionen bereitgestellt werden, die diese Interaktionen künftig ausrichten.
Für das Leipzig Research Centre Global Dynamics ergeben sich aus der Annahme einer möglichen Zäsur innerhalb des historischen Kontinuums moderner globaler Verflechtungen und Disruptionen seit dem späten 18. Jahrhundert (global condition) ganz zentrale Fragen, die wir auf der ersten Jahrestagung des Zentrums vom 28.-30.4.2021 gemeinsam erörtern wollen.
Wir laden alle Forschungsbereiche ein, Stellungnahmen zur Leitfrage der Tagung vorzubereiten. Wir würden gern diese Stellungnahmen in Form von Einleitungsreferaten oder –statements in den Mittelpunkt von Panels der Jahrestagung stellen und bitten in einem zweiten Schritt um Vorschläge, wie diese Stellungnahmen dann entweder durch kritische Kommentare oder empirische Fallbeispiele ergänzt werden sollten.
Wir sehen für jedes Panel 1,5 Stunden im Online-Format vor, wovon ca. 35-40 Minuten der Diskussion gewidmet sein sollten. Dementsprechend kann die verbleibende Zeit auf die Präsentation der Stellungnahme, Kommentierungen und ergänzende Vorträge verteilt werden. Ob die Autor:innen ergänzender Beiträge aus dem Forschungsbereich selbst, aus einem anderen Forschungsbereich von ReCentGlobe oder als Gäste aus dem In- und Ausland eingeladen werden, bleibt in die Entscheidung der Forschungsbereich gestellt.
- Vorschläge zu Themen und Autor:innen sollten zur Erleichterung der Planung möglichst kurzfristig, jedoch nicht später als bis zum 25.2. an zettler(at)uni-leipzig.de eingereicht werden.