Die Kollegforschungsgruppe untersucht Arrangements der Unterscheidung zwischen religiösen und anderen gesellschaftlichen Handlungsfeldern, Deutungsrahmen, Institutionen und Diskursen in verschiedenen Epochen und Regionen. Solche oft umstrittenen Arrangements bezeichnen wir mit dem heuristischen Arbeitsbegriff "Säkularitäten". Von der Hypothese ausgehend, dass Grenzziehungen zwischen Religiösem und Nicht- Religiösem weder ein exklusives Signum der Moderne noch des "Westens" sind, suchen wir nach entsprechenden emischen Taxonomien, Formen sozialer Differenzierung und binnenkultureller Grenzziehung. Diese sollen in ihrer Bedeutung für eigene Entwicklungen und für die Auseinandersetzung mit modernen "westlichen" Ordnungsvorstellungen analysiert werden. Auf diese Weise sollen gegenwärtige Ausformungen von Säkularität in verschiedenen Regionen und die damit einhergehenden Konflikte um Deutungsmacht und Geltungsansprüche erklärbar werden. Die Originalität des Projekts ergibt sich aus der Überwindung modernisierungstheoretischer, evolutionistischer, ethnozentrischer und normativer Perspektiven, die den Debatten um Säkularisierung und Säkularismus häufig eigen sind. Wir öffnen damit eine interdisziplinär ausgerichtete globale Untersuchungsperspektive, die durch die Engführung der gegenwärtigen Debatten verstellt scheint. Die systematische Einbeziehung vormoderner Kulturen in einer globalhistorischen, regionalwissenschaftlich fundierten Perspektive ist ein weiteres Novum. Schließlich überwinden wir die isolierte Frage der transkulturellen Anwendbarkeit des Religionsbegriffs, indem wir Differenzierungsvorgänge von "religiös/säkular" als solche fokussieren.

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